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REPORT: Scholarship ICOM Austria International bei der 24. ICOM General Conference in Mailand
TEILNAHME AN DER 24.ICOM GENERAL CONFERENCE MILANO « MUSEUMS AND CULTURAL LANDSCAPES »
3.-8. Juli 2016
von Wencke Maderbacher
Vielleicht haben Sie Alberto Garlandi beim ICOM Österreich Seminar im April in St. Pölten kennengelernt, bei der er mit viel Herzblut für diesjährige General Conference und die Mailänder Museen Werbung machte? Garlandi ist eine der Hauptfiguren der 24. ICOM General Conference. Er war es, der mit seinem Comittee die diesjährige Konferenz möglich machte. Eine Konferenz mit 3.500 TeilnehmerInnen aus Museen weltweit klingt nicht nur beeindruckend – sie ist es auch. Schon die Eröffnung der ICOM General Conference mit dem Thema „Museums and Cultural Landscapes“ im goldenen Saal der Mailänder Messe war außergewöhnlich. ICOM Präsident Hans-Martin Hinz eröffnete die Konferenz am Montagmorgen und blickte auf die 70 jährige Geschichte der Organisation zurück, die heute mehr als 36.600 Museums-ExpertInnen vereinigt; wie sie gewachsen ist, auf welche Ideen sie zurückging und wo wir heute stehen. Die Geschichte von ICOM wurde in der Ausstellung „Where ICOM from“ und im gleichnamigen Videoclip visualisiert (Youtube Video "Where ICOM from").
Die Keynotes waren treffend ausgewählt und gaben den Tagen jeweils eine bestimmte Stimmung mit. Die Visionen und Aufrufe der Speaker hallten in den Vorträgen und persönlichen Gesprächen des Tages nach. Gleich zu Beginn der Woche hielt Christo eine beeindruckende Vorstellung über seine Werke und bot reichlich Einblick in die teilweise jahrzehntelangen Vorbereitung und Umsetzung seiner Projekte, wie aktuell z.B. den Floating Piers. In der ausführlichen Diskussion mit dem Publikum lieferte Christo einen lebhaften Eindruck über Kunst und Markt, ein Kernthema für ein Künstler-Duo, das sich selbst finanziert und organisiert. Dabei polarisierte der Künstler auch mit so mancher Aussage wie z.B. „There are not enough collectors from Africa, Russia or China – therefor we’ll not realise projects there.“
Der australische Ökonom und Theoretiker David Thorsby regte mit seiner Keynote „Museums in the new Economy: Issues of Value and Valuation“ am Mittwochmorgen zum Nachdenken an über Werte und Bewertungen von Museen und ihren Gütern, und rief zu mehr Selbstverantwortung auf. Denn Museen sind neben kulturellen auch wirtschaftliche Institutionen und müssen somit mit Preisgestaltung, Beurteilung des Wertes ihrer Sammlung und ihrer Häuser, und deren Vermarktung agieren. Es ist eine wahre Kulturindustrie in der wir uns bewegen und deren Wert oft eng mit der lokalen Wirtschaft zusammenhängt. Wenn dann der öffentliche Wert der Kunst und Kultur beurteilt werden soll, müssen zwei Werte zusammengefasst werden: der verkörperte, wirtschaftliche Wert und der immaterielle, kulturelle Wert. Interessant war dabei die Präsentation englischer Studien, die belegen, dass die Bevölkerung die Existenz von Museen, z.B. regionaler Museen in kleineren Orten und Städten, sehr schätzt und sie empfinden, dass Museen deutlich zur Lebensqualität beitragen – auch wenn sie diese nie persönlich besuchen. Das alleinige Bestehen des Museums ist für sie wertvoll. Dieses Bedürfnis nach kulturellem Angebot kann größer sein, als die Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand, was wiederum die Kultureinrichtungen in eine gute Verhandlungsposition bringen kann.
Das Abschluss-Panel widmete sich dem aktuellen Thema Migration und der sozialen Verantwortung von Museen. Giusi Nicolini, die Bürgermeisterin von Lampedusa und Linosa, bewegte mit ihren Worten über die Geschichte der Insel Lampedusa, welche schon immer wie ein Schiff zwischen zwei Kontinenten schwamm und Menschen verband. Museen blicken mit ihren Sammlungen weit in die Geschichte zurück, stellen Verbindungen zwischen Identitäten her, setzen die aktuellen Ereignisse dazu in Relation und zeigen auf, was in der schnellen Medienberichterstattung vielleicht mitunter nicht berichtet wird. Eine Frage, die hier besonders widerhallte war: „Are we telling the story as it is, or is the story as we tell it?”. Eine Diskussionsplattform zu bieten und Gruppen zusammenzuführen, die womöglich anders nicht aufeinander treffen würden, ist eine wichtige Rolle der Museen und Kultureinrichtungen beim Thema Migration. David Fleming, Direktor des National Museums Liverpool und Präsident der Federation of International Human Rights Museums, United Kingdom, erinnerte, dass Museen die Möglichkeit haben Leben zu verändern und die Aufgabe zu sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit in der Gesellschaft beizutragen.
Hadwig Kräutler organisierte die Memorial Lectures, die auch heuer wieder mit einem hochkarätigen besetzen Podium aufwarten konnten: Unter der Patronanz von ICOM Österreich und Danielle Spera wurden die Memorial Lectures eingeleitet von ICOM Präsident Hans-Martin Hinz und Generaldirector of ICOM Anne-Catherine Hauglustaine-Robert. Vorträge hielten Bernice L. Murphy aus Australien, René Rivard aus Canada und M. Cristina Vannini aus Italien. Die Memorial Lectures waren den ermordeten Kollegen aus Syrien gewidmet, die bei ihrer Arbeit wichtiges Weltkulturerbe zu beschützen und zu bewahren starben. Die Zerstörung von Museen und kulturellem Erbe wurde ein strategisches Ziel von bewaffneten Konflikten. Die Aufgabe von ICOM ist es allen Nationalismen, Xenophobie und Extremismus entgegenzutreten und Kulturen zu verbinden. Das Verstehen um die Bedeutung alter und neuer Kultur(-landschaft)en ist für das Miteinander von Menschen unterschiedlicher Kulturen entscheidend. Die internationale Solidarität und der enge Austausch unterstützen die schwierige Arbeit in Krisengebieten. Der Schutz und Erhalt von kulturellen Erbes ist deshalb von größter Wichtigkeit. David Fleming führte die Diskussionsrunde an und Lynne Teather, Präsidentin von ICTOP, hielt die Abschlussworte der Memorial Lectures.
Die Konferenz bot reichlich Möglichkeit sich weltweit zu vernetzen und v.a. die Berichte von aktueller Museumsarbeit aus Asien, Afrika, Nord- und Südamerika, sowie Australien gaben zahlreiche neue Eindrücke und Informationen.
Die CECA Offside Meetings ermöglichten einen praxisnahen Einblick in die aktuelle Vermittlungsarbeit der Mailänder Museen. In Mailands Naturkunde Museum „Museo Civico di Storia Naturale di Milano“ begaben wir uns auf Mörderjagd und lernten dabei verschiedene Schädelformen zu analysieren. Im „Museo della Scienza e della Tecnologia - Leonardo da Vinci" konnte die CECA Gruppe gleich an zwei verschiedenen Workshops teilnehmen. Die teilweise neu eröffneten, bzw. renovierten Labore zu den Ausstellungen sind auf jeden Fall einen museums-pädagogischen Besuch wert.
Das Rahmenprogramm der Konferenz rundete die Konferenz mit einem spannenden kulturellen Rundumblick ab. So gab es die Möglichkeit im Castello Sforzesco die Werke von Michelangelo und Leonardo da Vinci exklusiv zu sehen, im Museo della Scienza e della Tecnologia gab es eine stark besuchte Lange Nacht der Museen und im Mailänder Dom ein beeindruckendes Orgelkonzert für alle KonferenzteilnehmerInnen. Am Montagabend lud der Österreichische Generalkonsul, Wolfgang Spadinger, die österreichische ICOM Delegation zu einem Empfang.
Eine General Conference ist eine sehr intensive Erfahrung – tausende Menschen, dichtes Vortrags- und Rahmenprogramm, zahlreiche Kontakte und Eindrücke. Ich kann nur empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen und die nächste Konferenz in Kyoto 2019 für eigene Erfahrungen zu nützen. Vor allem die Möglichkeit des praxisnahen Austausches mit internationalen KollegInnen macht diese Konferenz unvergesslich und einzigartig.
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http://icom-oesterreich.at/page/rueckblick-24-icom-general-conference-mi...
Links:
ICOM Annual Report 2015 Englisch