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Gemeinsam / Freiwillig - Ein Leitfaden zum freiwilligen Engagement in Museen
Mit dieser Handreichung wollen wir neue Trends und Perspektiven für Museen aufzeigen, um einen zeitgemäßen und modernen Zugang zu diesem Thema zu finden. Dabei wird auch auf versicherungsrechtliche, vereinsrechtliche und arbeitsrechtliche Fragestellungen eingegangen, um Grundlagen und Rahmenbedingungen in Österreich zu definieren.
Die Einbindung lokaler und - im Zeitalter der Digitalisierung natürlich auch überregionaler -Communities ist derzeit eines der ganz großen Themen der Museumswelt. Das Herz der Museen sind ihre Objekte, ihre Sammlungen. Museen sind aber auch Räume der Wissensproduktion, der Forschung und des Diskurses. Heute gewinnt die gesellschaftliche Diskussion in den Museen immer mehr an Bedeutung: Das Museum arbeitet mit der öffentlichen Wahrnehmung, zeigt verschiedene Zugänge auf – und macht im besten Fall Raum für ein neues Bewusstsein. Die Auseinandersetzung mit kulturellen Objekten kann in diesem Zusammenhang sozialen Zusammenhalt und gesellschaftliche Identität stiften. In unserer globalisierten Welt sind diese Diskurse selbstverständlich weltweit vernetzt und die internationale Ausrichtung der Museen, die ICOM fördert und unterstützt, baut diese so wichtigen Brücken zwischen Menschen, Staaten, Regionen – und Überzeugungen.
Freiwillige Mitarbeiter/innen können zur Erhaltung unseres kulturellen Erbes einen immens wichtigen Beitrag leisten und dabei mithelfen, Orte, Monumente und Objekte von kulturellem oder historischem Wert unbeschadet weiterzugeben und für zukünftige Generationen zu erhalten. Das trägt zum besseren Verständnis einer gemeinsamen Vergangenheit und zur Stärkung der Beziehungen unter den Bürger/innen bei. Für das dauerhafte Funktionieren des Museumsbetriebes sind freiwillige Mitarbeiter/innen damit unverzichtbar. Damit bildet die kulturelle Freiwilligen-Tätigkeit eine zentrale Säule unserer Gesellschaft. Freiwilliges Engagement darf hauptberufliche, bezahlte Museumsarbeit nicht ersetzen, sondern soll diese ergänzen und bereichern.
Doch für Museen wird es schwieriger engagierten „Museums-Nachwuchs“ zu finden und zur Mitarbeit zu motivieren. Dies hängt auch mit der Phase der Gründung zahlreicher kleinerer Heimat- oder Spezialmuseen in den 1970er bis 1990er Jahren zusammen. Diese Gründergeneration freiwilliger bzw. ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen scheidet nun langsam aus der Museumsarbeit aus – eine nächste Generation konnte nicht in allen Fällen rechtzeitig gesichert werden. Der Mangel an Freiwilligen gefährdet damit vielfach den Bestand regionaler Museen. Sie sind von der Schließung bedroht, der Verlust von Sammlungen als Basis lokaler kultureller Identität wäre die Folge.
Museen sind ein für unsere Gesellschaft höchst bedeutender Faktor. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, braucht es auch seitens der politischen Vertreter und Vertreterinnen ein klares Bekenntnis zu deren Erhalt und Förderung. Hier ist der Einsatz von öffentlichen Mitteln unumgänglich, auch wenn sich Ehrenamtliche freiwillig, ohne finanziellen Ausgleich einbringen. Die Politik ist damit aufgerufen, für Museen einen Rahmen zu sichern, der nicht primär an Gewinnen orientiertes Schaffen fördert, sondern die gesellschaftliche Bedeutung der Museumsarbeit wertschätzt.
Museen können im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit und Vermittlungsarbeit viele spannende Angebote für potentielle Freiwilligenarbeit bieten und damit Projekte realisieren, die ohne diese Unterstützung nicht möglich wären. Freiwilligen-Programme fördern die gesellschaftliche Inklusion und können helfen, das Museum besser in die lokale Community einzubinden. Sie können dazu beitragen, verschiedene gesellschaftliche Gruppen anzusprechen und so dem Museum auch neue Besucherpotentiale zu eröffnen.
Unsere Gesellschaft ist einem permanenten Wandel unterworfen; damit ändert sich auch der Zugang der Menschen zu freiwilligem Engagement. Die Museumscommunity ist gefragt, neue Wege für die Einbindung von Freiwilligen zu entwickeln. Das klassische „Ehrenamt“ im Rahmen einer organisierten Vereinstätigkeit ist für viele nicht mehr attraktiv. Nach wie vor aber sind sehr viele Menschen bereit, ihre Fähigkeiten zum Wohl der Gesellschaft einzubringen. Daher gilt es, neue Formen der Freiwilligenarbeit, des bürgerschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Engagements in den Vordergrund treten zu lassen.
Die digitale Revolution der vergangenen Jahre hat gerade im Museumsbereich eine breite Palette neuer Möglichkeiten geschaffen Freiwillige in die Museumsarbeit zu integrieren, z. B. im Rahmen von Citizen Science-, Digital Science- und Crowd-Projekten. Die Vielzahl der Formate reicht von Aktivitäten mit hohen fachlichen Ansprüchen, die längerfristigen Freizeiteinsatz erfordern und meist eine enge Bindung an eine Institution zur Folge haben, bis zu Programmen für niederschwellige Zugänge mit kurzfristigem Engagement von Außenstehenden.
Was inspiriert und motiviert Menschen zu freiwilliger Tätigkeit in Museen? Welche Faktoren sind entscheidend, um eine lebendige Freiwilligen-Community zu formen? Welche neuen Strategien müssen Museen entwickeln, um für engagierte Menschen attraktiv zu sein und wie können sie Freiwilligenarbeit in ihrem Haus organisieren?
Mit dieser Handreichung wollen wir neue Trends und Perspektiven für Museen aufzeigen, um einen zeitgemäßen und modernen Zugang zu diesem Thema zu finden. Dabei wird auch auf versicherungsrechtliche, vereinsrechtliche und arbeitsrechtliche Fragestellungen eingegangen, um Grundlagen und Rahmenbedingungen in Österreich zu definieren.
Dr. Danielle Spera
Präsidentin
ICOM Österreich
Gemeinsam / Freiwillig
Ein Leitfaden zum freiwilligen Engagement in Museen
ICOM Österreich (Hg.), Wien, 2018
ISBN: 978-3-9503327-6-6
Redaktion
Danielle Spera
Elke Kellner
Udo Wiesinger
In Zusammenarbeit mit:
Katharina Freundl
Monika Gärtner
Evelyn Kaindl-Ranzinger
Klaus Landa
Günther Lutschinger
Wencke Maderbacher
Claudia Peschel-Wacha
Bernhard Prommegger
Brigitta Schmid
Lore Streiter
Ernst Vitek
Ulrike Vitovec
Alexandra Wieser
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