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CFP: Das Kunstmuseum im digitalen Zeitalter – 2026

30.09.2025

Ort: Belvedere, Wien (online) 
Datum: 19.–23. Jänner 2026
Eingabeschluss: 2. November 2025

 

Im digitalen Zeitalter sind Museen und Kulturerbeeinrichtungen mehr denn je gefordert, ihre Rolle als Bewahrer des kollektiven Gedächtnisses neu zu definieren. Die rasante Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI), immersiven Technologien und globalen Kommunikationskanälen verändert nicht nur, wie Wissen produziert und vermittelt wird, sondern auch, wie Wahrheit verhandelt wird. Was ist heute noch verlässlich – und was manipuliert? Wer entscheidet darüber, welche Informationen sichtbar sind und welche Stimmen ausgeblendet bleiben? Museen stehen damit im Spannungsfeld von Authentizität, Verantwortung und mediengetriebener Dynamik. Sie müssen nicht nur auf Deepfakes, algorithmische Verzerrungen und digitale Desinformation reagieren, sondern auch neue Formen der Partizipation, der Übersetzung und der Kontextualisierung entwickeln. Vor diesem Hintergrund kommt Museen eine wachsende ethische Verantwortung zu. Als öffentliche Institutionen sind sie gefordert, solche Mechanismen aktiv zu unterstützen – als Orte, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch für Transparenz, kritische Reflexion und einen verantwortungsvollen Umgang mit Information stehen. 

 

Mit dem 2024 verabschiedeten AI Act der Europäischen Union wurde erstmals ein verbindlicher Rechtsrahmen geschaffen, der Chancen und Risiken von KI-Systemen reguliert – auch im kulturellen Sektor. Für Museen eröffnen innovative Technologien neue Möglichkeiten, etwa in der automatisierten Texterstellung, der digitalen Provenienzforschung oder der barrierefreien Vermittlung. Gleichzeitig werden klare Anforderungen an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Risikobewertung gestellt – insbesondere im Umgang mit sensiblen Daten, kuratorischen Entscheidungen oder publikumswirksamen Anwendungen. Museen stehen damit nicht nur vor technischen, sondern auch vor normativen Herausforderungen – und können eine wesentliche Rolle dabei übernehmen, den Einsatz von KI im Kulturbereich verantwortungsvoll und zukunftsgerichtet zu gestalten. So argumentiert z. B. Oonagh Murphy in ihrem 2024 erschienenen Aufsatz The Digital Transformation of Cultural Practice, dass soziale und technologische Veränderungen für Kunstorganisationen kein neues Konzept darstellen. Neu seien jedoch die Tiefe und Reichweite dieser Technologien – besonders in Bezug auf die Erstellung, Bearbeitung und Interpretation von Daten. Murphy ruft daher zu einer wertorientierten Führung durch den Kulturbetrieb und zu einer kritischen und engagierten Praxis im Bereich digitaler Technologien im europäischen Kultursektor auf. 

 

Die mittlerweile achte Ausgabe unserer internationalen Konferenzreihe lädt hiermit ein, sich mit dem diesjährigen Themenschwerpunkt Wahrheit, Fake und Wissenshoheit im digitalen Zeitalter auseinanderzusetzen – mit dem Ziel, gemeinsam über neue Perspektiven, Strategien und Praktiken im Kontext digitaler Wissensproduktion im Kunstmuseum nachzudenken:

•    Welche Verantwortung tragen Museen bei der Generierung und Vermittlung von Wissen?
•    Wie lassen sich ethische KI-Richtlinien im Kulturbereich gestalten – etwa basierend auf dem AI Act?
•    Welche praktischen Anwendungsfälle existieren bereits – und wo liegen ihre Grenzen?

 

Die Konferenz versteht sich als Plattform für Austausch, Reflexion und Debatte –angesichts der skizzierten Fragestellungen freuen wir uns über Beitragsvorschläge zu folgenden Themenfeldern:

 

•    Wahrheit und Desinformation im digitalen Raum: Strategien musealer Vermittlung im Umgang mit Deepfakes, Filterblasen und algorithmischer Verzerrung
•    Künstliche Intelligenz und ethische Verantwortung: Implementierung des EU-KI-Gesetzes (AI Act) im musealen Kontext – Chancen, Risiken und ethische Leitlinien
•    Digitale Provenienzforschung: Einsatz von KI-gestützten Tools zur Herkunftserschließung und deren Grenzen – zwischen Transparenz, Komplexität und Kontext
•    Texte, Übersetzung und Deutungshoheit: automatisierte Texterstellung und maschinelle Übersetzungen im Museum – Auswirkungen auf Mehrsprachigkeit, Bedeutungsebenen und kulturelle Autorität
•    Museen als epistemische Akteure: die Rolle von Kunstmuseen in der Aushandlung von Wahrheit, Bedeutung und Erinnerung im digitalen Zeitalter
•    Immersive Technologien in der Wissensvermittlung: Einsatz von AR/VR/XR – neue Narrative, Erfahrungsräume und die Frage nach Authentizität
•    Partizipation, Plattformlogiken und digitale Öffentlichkeit: wie Museen digitale Communities einbinden können – jenseits von Aufmerksamkeit, Likes und Reaktionen
•    Bias in Daten und Systemen: wie KI und digitale Archive bestehende Ausschlüsse verstärken – und wie Museen aktiv gegensteuern können
•    Linked Open Data – Verknüpfung, Sichtbarkeit und globale Zusammenarbeit: Potenziale offener Datenstrukturen für Interoperabilität, Kontextualisierung und kooperative Wissensproduktion
•    Quellenkritik und Digital Literacy als museale Bildungsaufgabe: Vermittlungsstrategien, die zur kritischen Auseinandersetzung mit digitalen Inhalten, Algorithmen und Medienkompetenz befähigen
•    Deepfakes, Visualisierungen und narrative Konstruktionen: zwischen Fakt und Fiktion – wie visuelle Technologien unser Verständnis von Geschichte und Realität beeinflussen
•    Datenschutz, Energieverbrauch und Nachhaltigkeit als ethische Kriterien digitaler Praxis: wie Museen ökologische und datenschutzrechtliche Verantwortung übernehmen können
•    Mensch-Maschine-Interaktion in kuratorischen und redaktionellen Prozessen: Zusammenarbeit von Kurator*innen, Redakteur*innen und KI – zwischen Assistenz, Autonomie und Kontrollverlust
•    Museumsarbeit im Wandel – neue Rollen und digitale Kompetenzen: Anforderungen an Qualifikation, Weiterbildung und Teamstrukturen im Zuge der digitalen Transformation

 

Wir freuen uns über Ihre Themenvorschläge aus den Bereichen Museum/Museologie, Kunst- und Kulturgeschichte, Bild- und Medienwissenschaft sowie Digital Humanities. Bitte senden Sie Ihr Abstract für einen 20- bis 25-minütigen Vortrag in deutscher oder englischer Sprache (max. 250 Wörter) einschließlich einer kurzen Biografie inklusive vollständiger Kontaktinformationen zusammengefasst als ein PDF-Dokument bis 2. November 2025 an: conferences@belvedere.at

 

Als Keynote-Speaker konnte Dr. Oonagh Murphy (Goldsmiths, University of London) gewonnen werden.

 

Konferenzkomitee: Christian Huemer, Johanna Aufreiter, Sylvia Stegbauer (Belvedere Research Center), Oonagh Murphy (Goldsmiths, University of London), Chiara Zuanni (Universität für Weiterbildung Krems), Ross Parry (University of Leicester)

 

Konferenzsprachen: Deutsch & Englisch 

 

Konferenzpartner: 
 

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Hashtags: #digitalmuseum #belvederemuseum
Alle Vorträge werden online abgehalten. Die Keynote Lecture, die Podiumsdiskussion sowie ein Workshop für angemeldete Teilnehmer*innen finden zusätzlich vor Ort im Belvedere 21, Wien, statt. Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos.

 

 

Weitere Informationen:

https://www.belvedere.at/digitalmuseum2026

 

 

Hinweis zum Datenschutz im Rahmen der Konferenz:
Die Österreichische Galerie Belvedere, Wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts verarbeitet im Rahmen der Online-Konferenz „Das Kunstmuseum im digitalen Zeitalter 2026“ Ihre personenbezogenen Daten zur Auswahl der Vortragenden, zu Vor- und Nachbereitung sowie zur Durchführung der Veranstaltung, zur Kontaktaufnahme, zur Berichterstattung und zur weiteren Bewerbung dieser und zukünftiger Veranstaltungen. Die Daten werden für die Dauer der Zweckerfüllung und darüber hinaus, für die Dauer gesetzlicher Aufbewahrungspflichten aufbewahrt. Ihre Daten werden an das Konferenzkomitee zur Auswahl der Vortragenden weitergegeben. Im Fall einer Auswahl werden Ihre Daten im Rahmen des Tagungsprogramms, der Bewerbung der Konferenz und der Berichterstattung hierzu veröffentlicht. Informationen zum Datenschutz und zu Ihren Rechten, zu allen Kontaktdaten des Verantwortlichen und des Datenschutzbeauftragten finden Sie unter www.belvedere.at/datenschutz.